Fotos: B.Müller-Pflug, G.Schmid, P.Beuershausen, S.Rausch, S.Stückler

woMAN no MAN

Performance

Sven Rausch und Sarah Leja

Kortlang-Gebäude Ottersberg

11.Juli 2015; ca.50 Minuten


woMAN no MAN - Eine Performance

Teil 1

Ein Kreis im Boden. Zur Hälfte weiß, zur Hälfte schwarz. Mehl und Erde.
Dadrin eine Frau. Dadrin ein Mann. Zwei Performer.
Sie fragen, sie suchen, mit Worten, mit Bewegungen. Sie versuchen das Männliche vom Weiblichen zu trennen, die Eigenschaften, die Unterschiede zu benennen. Beschützen, versorgen, Jäger, Macht. Fürsorge, emotional, empfangen, Sammlerin. Sie finden bloß Stereotypen und jede männliche Eigenschaft passt auch auf viele Frauen.
Sie fragen, ob es das wie, nicht das was ist. Von Innen nach Außen oder anders herum…
Doch sie finden einfach nicht, wonach sie suchen.
Sie müssen eingestehen, dass keiner von ihnen weiß, was Männlichkeit ist.

Teil 2

Sie übersetzen ihre innere Suche in eine Handlung: in einen Kampf im Ring.
All ihre Kraft wenden sie auf, stemmen sich gegeneinander, schauen sich in die Augen.
Ihre Arme schmerzen. Sie brüllen, sie schreien.
Sie ringen mit der Männlichkeit, sie versuchen die Weiblichkeit zu packen.
Sie auf etwas festnageln zu können, sie zu bestimmen, sie zu erklimmen, zu besiegen.
Der Schweiß rinnt ihnen den Rücken, die Stirn hinunter.
Stereotypen, sonst nichts.
Sie lachen einander aus, lachen über ihre vergebliche Mühe.
Die Erde mischt sich unter ihren Füßen immer mehr mit dem Mehl. Je mehr sie kämpfen und weiß von schwarz, männlich von weiblich fein säuberlich zu trennen versuchen, umso mehr mischt es sich. Die Dichotomie löst sich auf.

 

Teil 3

Sie verlassen den Kreis, nachdem sie ihre Körper gegenseitig mit dem Gemisch aus Mehl und Erde eingerieben haben.
Einen Raum weiter stehen eine Wasserkaraffe und drei weitere Gefäße auf dem Tisch. Dort folgt der letzte Teil.

Mischt du rote mit blauer Flüssigkeit, so wie nun die Performer, erhälst du eine Violette. Mischt du zuhause Minze mit kochendem Wasser, so erhälst du einen Tee. Mischt du das eine mit dem anderen, entsteht etwas Neues.
Das ist Alchemie – oder Jung`sche Psychologie.
Mischt du die Männlichkeit mit der Weiblichkeit in dir, was erhälst du dann?
Vielleicht eine neue Ganzheit.


Text: Sarah Leja, August 2015